Von unserem Redakteur Peter Groth
Bremen. Bilder
regieren die Welt - Heerscharen von Art-Direktoren, Designern und Werbekaufleuten
zerbrechen sich Tag für Tag den Kopf darüber, wie sie Menschen
über visuelle Anreize mit ihren Botschaften erreichen. Gleichzeitig
nimmt das Bemühen, jungen Menschen das Verstehen und das Herstellen
von Bildern in der Schule bei zu bringen, deutlich ab, weil das Fach Kunst
in den Schulen unter einem zunehmenden Bedeutungsverlust leidet. Kunst,
sagt der Bund Deutscher Kunsterzieher, ist kein Neigungsfach, sondern ein
Grundbildungsfach. 60 Delegierte des Verbandes aus allen Bundesländern
haben sich jetzt in Bremen mit der Situation ihres Unterrichtsfaches befaßt
und kritisiert, dass Kunst nicht länger Abiturprüfungsfach sein
soll.
Bernd Müller
und Edzard Hoenen, Bremer Vertreter des Berufsverbandes, sehen darin den
vorläufigen Endpunkt einer langjährigen Entwicklung. In der Sekundarstufe
I (7, bis 10. Klassen) sind die Unterrichtsstunden in Kunst und Musik seit
vielen Jahren quantitativ reduziert und durch die Arbeit von "fachfremden"
Lehrern auch qualitativ beeinträchtigt worden. Gut versorgt waren
Hauptschulklassen. In der Sekundarstufe II (11. bis 13. Jahrgangsstufe)
war die Bremer Situation bis vor vier Jahren bundesweit beispielhaft -
in 17 Schulzentren gab es nicht weniger als 18 Leistungskurse Kunst. Inzwischen
sind davon noch neun Leistungskurse mit fünf Wochenstunden übrig
geblieben, angestrebt wird nach Informationen der beiden Verbandsvertreter
nur noch ein Angebot von vier bis fünf Leistungskursen.
Der sich bundesweit
abzeichnende Bedeutungsverlust für das Fach Kunst ist von den Bildungspolitikern
gewollt, fürchten die Kunsterzieher. Die zunehmende Beschäftigung
von Künstlern als billigen "Schmalspurlehrern", unzureichende Fortbildungsangebote
und die völlige Unterbewertung der Bildsprache stoßen bei ihnen
neben den formalen Einschränkungen bei der Wahl des Abiturfaches auf
deutliche Kritik. Bernd Müller: "Es wird immer noch dieser Popanz
der Nutzlosigkeit von Kunst aufgebaut. Dabei können Kinder und Jugendliche
in diesem Fach die immer wichtiger werdende Sprache der Bilder, die von
der Industrie zunehmend geforderte Kreativität erlernen." Müller,
Hoenen und ihre Kollegen in dem Berufsverband halten es für einen
Irrwitz, wenn das Bildungswesen zwar das Gedächtnis trainiere und
alle möglichen Kenntnisse in Naturwissenschaften und Fremdsprachen
vermittele, aber die Fantasiekräfte, die kreativen Gestaltungsenergien
und den Ausdrucksdrang einfach ignoriere.