Darin, beide Wege zu ermöglichen,
sehen wir unseren Auftrag als Lehrer.
Erziehung durch die Kunst:
Angesichts des fortschreitenden Zusammenschmelzens
des
Schülerwortschatzes auf undifferenzierte Reizvokabeln
gewinnen
die von bildkünstlerischen Artikulationsformen
ausgehenden
Impulse an Bedeutung.
Sie beinhalten das Potential der Ausdrucksbelebung
und -erneuerung.
Das Durchleben praktisch-künstlerischer Prozesse
zielt auf eine entwicklungsfähige ästhetische Basis, die derjenigen
der Künstler
bis zu einem gewissen Grad nahekommt.
Davon ausgehend lässt sich eine ästhetische
Urteilsfähigkeit befördern,
die sich aus dem Wiedererkennen des Selbsterlebten
herleiten lässt.
Der kunsttheoretische Arbeitsstrang bietet mit dem
Ansammeln von Wissen
eine Parallele zur Ausbildung z.B. zeichnerisch –
malerischer Fertigkeiten;
mit der suchend-experimentellen Betrachtung eine Parallele
zu dem versuchsweisen Künstlersein in der praktischen Arbeit.
Es wird eine gesteigerte Ausdrucksfähigkeit angestrebt,
mit der entwicklungslogische Zusammenhänge der Kunstgeschichte und
das
Wesen künstlerischer Arbeit in der jeweiligen
Zeitumgebung erfasst
werden können.
Alle Bildwerke in den Museen waren einmal Werke der Gegenwartskunst.
Das heißt, sie haben die Nichteingeweihten bis
zur Militanz provoziert
und diejenigen, die sich ästhetisch ausgebildet
haben erhoben.
Wer den Erscheinungen unserer Gegenwartskunst nicht
mit
erkenntnisbedürftigem Interesse begegnen kann,
dem wird das
auch nicht z.B. vor Werken Rembrands oder Monets gelingen.
Von dieser ästhetischen Bildungsprämisse
gehen wir,
besonders in Deutschland, aus.
Die ökonomisch instrumentalisierte Ästhetik,
das Design in allen
seinen Facetten, betrachten wir mit den Fertigkeiten
und Fähigkeiten,
die wir an der Bildkunst entwickelt haben.
Erziehung zur Kunst:
Wie alle gymnasialen Fächer soll auch der Kunstunterricht
interessierten
Schülerinnen und Schülern die Grundlagen
für ein späteres Fachstudium vermitteln.
Bei der Arbeit vor dem Modell kann sich das
empfindende und erfindende Subjekt künstlerisch profilieren.
Aus automatisch entstandenen, elementaren Bildstrukturen
heraus konkretisierte Bildordnungen ermöglichen
erfahrungsgemäß sehr zuverlässige Rückschlüsse
auf starke künstlerische Neigungen ihrer Autoren. Wichtige Prüfsteine
sind die Bildbetrachtung und die Geschichts- bzw. gegenwartsbezogene ästhetische
Diskussion.
Hier kommt auch das Künstlertum als Folge einer
existentiellen Entscheidung
zur Sprache. Die Neigung Künstler sein zu wollen
oder in dessen geistigem Umfeld als künstlerisch denkender Mensch
wirken zu wollen, kann hier zum Entschluss reifen.
Richtlinienvorgaben:
Die Richtlinien spiegeln ein recht offenes Bild von
der Unterrichtsstruktur
in der Oberstufe wieder.
Grundsätzlich wird die in der Sek I gültige
ästhetische Orientierung fortgesetzt. Dominant bleibt die Bedeutung
der Bildenden Kunst (BK) als das ästhetische
System von dem aus die beiden anderen als gestaltete
Umwelt (GU)
und Massenmedien (MM) definierten Systeme betrachtet
werden.
Das heißt: Das praktische und theoretische Durcherleben
des bildnerischen Prozesses ist Basis für die Betrachtungen der gegenwärtigen
Erscheinungen in der Kunst und in der ökonomisch eingebundenen Ästhetik.
Praktischer Arbeitsstrang:
In zunehmender Nähe zur Kunstgeschichte und zur
ästhetischen Betrachtung
werden die in der Sek I entwickelten Fertigkeiten
und Fähigkeiten intensiviert.
Beispiele:
Theoretischer Arbeitsstrang:
Eine wichtige Rolle spielen die gemeinsamen Überprüfungen
der praktischen
Arbeiten in den Arbeitsbesprechungen. Dabei werden
besonders auch Relevanzen zu kunstgeschichtlichen bzw. Erscheinungen der
Gegenwartskunst,
zu Film, Fotografie und sich aktuell entwickelnden
Stadt- und Landschaftsordnungen nachgewiesen.
Beispiel:
M. Reuter