Malerei, das Auftragen haftender Farbstoffe auf unterschiedliche Oberflächen in künstlerischer Absicht, im Unterschied zur meist farblosen, linearen Zeichnung und Graphik und den dreidimensionalen Techniken der Bildhauerei. Mittel, Techniken und Gattungen Es müssen verschiedene Verfahren unterschieden werden, die sich im Lauf ihrer Geschichte herausgebildet haben. Dabei wird entsprechend dem jeweiligen Bildträger differenziert. Die wichtigsten Techniken der Wandmalerei und Deckenmalerei sind die Malerei al fresco (= auf dem frischen Putz) und al secco (= auf trockenem Putz), die Enkaustik und verschiedene Techniken der Fassadenmalerei bis hin zu Graffiti (siehe Sgraffito). Die Temperamalerei ist ebenfalls eine alte Technik; bei ihr wurden Pigmente in Pulverform mit Eiweiß gebunden und auf eine grundierte Oberfläche, meist eine Holztafel, aufgetragen. Die Ölmalerei auf einem Leinwandträger ist wohl im ausgehenden Mittelalter von den flämischen Brüdern Jan und Hubert van Eyck erfunden worden und verdrängte im Lauf des 15. Jahrhunderts das Fresko und die Temperamalerei. Als Bildträger für Techniken, die vor allem seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert geübt werden, wie Pastell, Aquarell und Gouache, dienen Papier und Malkarton. Die Malerei mit Acrylfarben hat heute die Ölmalerei fast abgelöst. Buchmalerei bediente sich der Deckfarbentechnik (Gouache und Tempera) und anderer Techniken wie der Verwendung von Goldtinten und Blattgold. Malerei im Bereich des Kunsthandwerks gliedert sich in Porzellanmalerei, Lackmalerei, Glasmalerei, Hinterglasmalerei (siehe Volkskunst), Malerei auf Keramik und Emailmalerei. Auch die Oberfläche von dreidimensionalen Gegenständen wie Holzplastiken wird mit malerischen Techniken gestaltet, wozu auch das Fassen (Lackieren und Bemalen von Plastiken) zu rechnen ist (siehe Skulptur). Die Freiheit der Malerei umfasst sämtliche Möglichkeiten der bildlichen Darstellung von Vorstellungen, wobei zum Inhalt alle Dinge der sichtbaren und gedanklichen Welt gemacht werden können. Die Spanne des Inhalts und der Funktion von Malerei reicht von magisch-kultischen Funktionen über das Bedürfnis nach Schmuck bis zur Befriedigung von Luxusbedürfnissen. Jedes Thema der Malerei wie Landschaft, Porträt, Genre oder Ornament hat seine eigene Geschichte, wie auch bestimmte Motive immer wieder in verwandelter Form auftauchen können. Höhlenmalerei Die älteste bekannte Malerei wurde in spanischen und französischen Höhlen entdeckt und muss vor ungefähr 30 000 Jahren während des Paläolithikums (Altsteinzeit) entstanden sein. Diese Höhlenmalerei zeigt Darstellungen von Bisons, Pferden und Wild. Für die Bilder wurden Erdfarben benutzt, die mit tierischem Fett, Eiweiß, Pflanzensäften, Fischleim oder sogar Blut gebunden und mit Pinseln aus Zweigen oder Schilfgras auf Felsgestein aufgetragen wurden. Auf einer Höhlenmalerei in Lascaux sieht man eine menschliche Gestalt zwischen den Tieren. Ägypten Vor über 5 000 Jahren begannen Künstler im alten Ägypten damit, die Pharaonengräber mit Szenen aus dem Alltagsleben zu verzieren. Sie bildeten Menschen beim Jagen, Fischen, Ackerbau oder Festmahl ab. Die Bilder mit eher konzeptionellem als realistischem Charakter zeigen die wichtigsten anatomischen Merkmale der menschlichen Gestalt und kombinieren Frontal- und Profilansicht derselben Figur. Der angelegte Maßstab weist auf die soziale Stellung der abgebildeten Person hin: So wurde ein Pharao größer dargestellt als seine Gattin, Kinder oder Höflinge. Kreta Die Kreter schufen wirklichkeitsgetreue Wandmalereien in ihren Palästen auf Kreta und im kleineren Format auch auf keramischen Gefäßen. Auf einem Fresko um 1500 v. Chr. (Museum, Heraklion, Kreta) ist ein ritueller Wettkampf dargestellt, bei dem die Teilnehmer einen Salto über einen Stier schlagen. Beliebtes Thema waren die Tiere des Meeres, so auf dem Delphinfresko (um 1500 v. Chr.), das auf eine Wand im Palast von König Minos in Knossos gemalt ist. Siehe auch ägäische Kultur. Griechenland Von wenigen Bruchstücken abgesehen, ist von griechischen Wandbildern oder Gemälden auf Holz nichts erhalten. Die naturalistische Darstellung von Szenen aus der Götterwelt auf Vasen vermittelt jedoch einen Eindruck davon, welcher Themen sich die griechische Malerei angenommen hatte. Darüber hinaus ist die Malerei der griechischen Antike nur durch römische Kopien erhalten. Siehe auch griechische Kunst und Architektur; römische Kunst und Architektur. Rom Die Römer schmückten ihre Villen mit Mosaikfußböden, Wandgemälden und Malerei auf gebrannten, glasierten Tonflächen, auf denen rituelle Handlungen, Mythen, Landschaften, Still-Leben und Szenen aus dem Alltag abgebildet waren. Unter Verwendung der Luftperspektive, bei der Farben und Umrisse von entfernten Gegenständen zur Erzielung räumlicher Effekte weicher und verschwommen wiedergegeben sind, gelang es römischen Künstlern, einen wirklichkeitsgetreuen Eindruck zu erreichen. In Pompeji und Herculaneum, zwei Städten, die durch den Ausbruch des Vesuv 79 n. Chr. verschüttet wurden, sind bei Ausgrabungen bedeutende Wandgemälde mit sakralen und weltlichen Motiven gefunden worden. Frühes Christentum und Byzanz Die Techniken der antiken Malerei setzten sich in der frühchristlichen Malerei seit dem 4. Jahrhundert fort, vor allem in den Fresken der römischen Katakomben. Es wurden vor allem Mahlszenen, Oranten und Hirten mit dem Lamm auf der Schulter abgebildet, wobei sich aus dem letzteren die Darstellung Jesu als Gutem Hirten entwickelte. Prototypen des christlichen Erlösungsglaubens waren alttestamentliche Präfigurationen der Auferstehung Christi, wie die Geschichte von Jonas, der, vom Wal verschluckt, wieder an Land gespien wird. Zu den herausragenden Werken der frühchristlichen Malerei gehören Mosaiken mit stilisierten Heiligenfiguren, mit denen die Kirchen von Ravenna aus dem 6. Jahrhundert ausgeschmückt wurden. Enkaustische Tafelmalerei gab es in Ostrom bis zum Ausbruch des Bilderstreites (Ikonoklasmus) im 7. Jahrhundert, und Mosaiken wurden zum besonderen Merkmal byzantinischer Kunst zwischen 330 und 1453. Die byzantinische Kunst begründete die Tradition der Ikonenmalerei auf Holztafeln. Die Wiederanknüpfung an den Malstil der klassischen Antike ist in der Buchmalerei der Makedonischen Renaissance (10./11. Jahrhundert) zu beobachten. Mittelalter Die insulare Kunst der keltischen Stämme, die vom 7. bis zum 9. Jahrhundert in den Klöstern der britischen Inseln gepflegt wurde, brachte Meisterwerke der Buchkunst hervor, wie das Evangeliar von Lindisfarne (um 698 bis 721, British Museum, London), das kunstvolle lineare Muster zeigt. Die Buchmalerei der Romantik nördlich der Alpen inspirierte sich einerseits an byzantinischen Vorbildern, die in der Epoche der Kreuzzüge zunehmend im Westen verfügbar wurden, und entwickelte andererseits vor allem in zisterziensischen Skriptorien einen feinlinigen, freien Zeichenstil, der an die Errungenschaften karolingischer Skriptorien anknüpft (Utrecht-Psalter). Siehe auch romanische Kunst und Architektur. Gotik Die Durchfensterung der Hochschiffwände im Kirchenbau der Gotik bereitete den Weg für den Siegeszug der Glasmalerei als neuem Medium. Im Bereich der Buchmalerei lösten zunehmend professionelle Malerateliers die klösterlichen Werkstätten ab. Eine profane Allegorie des Guten und Schlechten Regimentes mit Einblicken in das Alltagsleben bieten die Fresken von Ambrogio Lorenzetti (1338/39) im Rathaus von Siena. Das Ratszimmer schmückt das Reiterporträt (1328) eines örtlichen Condottiere von Simone Martini, vor dem Hintergrund der von ihm bezwungenen Stadt und der umliegenden Landschaft. Siehe auch gotische Kunst und Architektur. Internationale Gotik Ein eigener Bildtyp entstand im so genannten internationalen gotischen Stil der Zeit um 1400, der von den Höfen in Paris, Prag und Mailand ausging, mit den Schönen Madonnen und dem privaten Andachtsbild. Die Brüder Limburg gingen kurz nach 1400 von Flandern nach Frankreich und schufen im Auftrag des Jean de France, Herzog von Berry, das wohl berühmteste Buch des Abendlandes, die Très Riches Heures (1413-1416, Musée Condé, Chantilly, Frankreich), ein Stundenbuch, dessen ganzseitige Monatsbilder das Leben der Bauern und des Adels festhalten, so dass der Nachwelt damit eine Quelle ersten Ranges zu mittelalterlichem Brauchtum, zur Alltagskultur und der Architektur erhalten blieb. Giotto Der italienische Maler Giotto di Bondone hatte bereits 100 Jahre vor den Brüdern Limburg der menschlichen Gestalt monumentale Größe verliehen und den Menschen in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt. Giottos Malerei, die neben der florentinischen auch römische und Elemente der byzantinischen sowie der frühchristlichen Kunst und der französischen Gotik verarbeitet, ist die Grundlage für die gesamte italienische Malerei der Neuzeit. Die Fresken der Arena-Kapelle in Padua mit dem Zyklus des Lebens Jesu und Mariä entstanden 1305 und 1306 zum ewigen Seelengedächtnis Enrico Scrovegnis, eines Paduaner Kaufmannes. Renaissance Renaissance, die „Wiedergeburt“ der Kultur der klassischen Antike, geht einher mit einem neuen anthropozentrischen Weltbild. So stellen die Fresken Masaccios in der Brancacci- Kapelle in Santa Maria del Carmine in Florenz (um 1427) das Heilsgeschehen der biblischen Geschichte in den Kontext menschlicher Verhaltensweisen und zeigen darüber hinaus des Künstlers genaue Kenntnis antiker Skulptur. Von Brunelleschi und Alberti, dem großen Theoretiker der Renaissance, wurden die Gesetzmäßigkeiten der Zentralperspektive niedergelegt, der Albrecht Dürer in der deutschen Malerei zum Durchbruch verhalf. Frührenaissance Im Zug der Entwicklung der Linearperspektive durch Architekten und Bildhauer im frühen 15. Jahrhundert ergab sich für die Maler erstmals die Möglichkeit, in einer zweidimensionalen Darstellung den Eindruck einer dreidimensionalen Raumgestaltung zu erzeugen. Viele Künstler der Frührenaissance wie Paolo Uccello, Piero della Francesca oder Andrea Mantegna setzten Perspektive und perspektivische Verkürzung als gestalterische Mittel ein, um den Eindruck zu erzeugen, als würde sich ein Gegenstand oder eine Person in den Raum hinein strecken. Das Ölbild begann sich langsam durchzusetzen und drängte die Tempera- und Freskomalerei zurück. Die Maler, die sich der Möglichkeiten des neuen Mediums bedienten, trugen mehrere Schichten durchsichtiger Öllasuren auf, und die Leinwand begann, die herkömmliche Holztafel als Malgrund abzulösen. Zur besonderen Perfektion beim Mischen leuchtender Farben brachten es die venezianischen Maler, wie Domenico Veneziano, Giovanni Bellini oder Giorgione. Hochrenaissance Leonardo da Vinci hat nur wenige Gemälde hinterlassen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass seine wissenschaftlichen Beobachtungen sowie technischen Erfindungen einen Großteil seiner Zeit in Anspruch nahmen. Seine maltechnischen Experimente, bei denen er mit Öl gebundene Pigmente auf den trockenen Putz auftrug, führten dazu, dass der Erhaltungszustand seiner Wandgemälde sehr schlecht ist. Dies gilt insbesondere für das Abendmahl (1495-1497, Santa Maria delle Grazie, Mailand). Raffael vervollkommnete Maltechnik und Komposition und schuf den Idealtypus der Maria mit dem Jesusknaben sowie den Archetypus des psychologisierenden Porträts. Michelangelos Freskenzyklus in der Sixtinischen Kapelle in Rom (1508-1512) zu Schöpfung, Sündenfall und Jüngstem Gericht (1536-1541) bildet den Höhepunkt der Malerei der Hochrenaissance. Die Umsetzung christlicher und mythologischer Themen und die Darstellung des weiblichen Aktes in Komposition von Licht, Dunkel und Farbigkeit charakterisiert vor allem das Spätwerk des Venezianers Tizian. Dessen Meisterwerke sind Bilder christlichen und mythologischen Inhalts, seine Aktmalerei gehört zu den berühmtesten Schöpfungen dieses Genres. Manierismus Der Manierismus entstand um 1520 in Italien als Gegenbewegung zur Klassizität der Renaissance. Er machte Vieldeutigkeit sowohl in Komposition als auch in Farbgebung zur Maxime, selbst religiöse Bilder wirkten nun eher beunruhigend auf den Betrachter. Vertreter des Manierismus waren Pontormo, Rosso Fiorentino, Parmigianino, Tintoretto und Bronzino. Der bekannteste Spätmanierist war der Grieche El Greco, der in Italien ausgebildet wurde und sich später in Spanien niederließ. Seine emotionsgeladene Sehweise erzeugt sogar in der Darstellung von Landschaften, so etwa in dem Bild Toledo im Wetterleuchten (um 1600 bis 1610, Metropolitan Museum of Art, New York), eine apokalyptische Stimmung. Renaissance nördlich der Alpen Die italienische Renaissance wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts zwar nördlich der Alpen rezipiert, aber die künstlerische Erneuerung entsprang hier nicht der Wiederentdeckung der klassischen Antike. Eher ist sie gekennzeichnet durch ein geschärftes Interesse für den Menschen und die Erscheinungen der Natur. Generell hat sich das Interesse für die Antike und die Möglichkeiten der Linearperspektive erst im 16. Jahrhundert durchgesetzt, und auch dann bedienten sich nicht alle Künstler der Entdeckungen, die die Italiener gemacht hatten. Einer der bedeutendsten niederländischen Maler des 15. Jahrhunderts war Jan van Eyck, der mit Hilfe seines Bruders Hubert einen bemerkenswerten Flügelaltar, den Genter Altar (vollendet 1432, in Saint Bavon, Gent, Belgien), schuf. Auf 24 Tafeln sind Hunderte von Figuren zu sehen und eine üppige Pflanzenwelt, die wissenschaftlich exakt wiedergegeben ist, so dass über 30 Pflanzenarten bestimmbar sind. Herausragende flämische Künstler dieser Epoche waren Rogier van der Weyden, der auf seinen religiösen Bildern die emotionale Dramatik in den Mittelpunkt stellte, Hans Memling, der seine zarten, graziösen Figuren vor ätherische Hintergründe stellte, und Hugo van der Goes, dessen Malerei durch eine Fülle exakter Details besticht. Der wichtigste französische Maler der Epoche war Jean Fouquet, ein ausgezeichneter Porträt- und Buchmaler, der von seinen flämischen Vorläufern und von italienischen Vorbildern beeinflusst wurde. Ein Nachweis für seine Italienreise der vierziger Jahre des 15. Jahrhunderts findet sich in Gestalt einer Renaissancekirche im Hintergrund eines der beiden Flügel des Melun-Diptychons von etwa 1450 (Staatliche Museen, Berlin, und Musées Royaux des Beaux-Arts, Antwerpen). Im frühen 16. Jahrhundert wurde eine Malerei begründet, die Perspektive, anatomische Genauigkeit und Proportion außer Acht ließ und sich aus Traumbildern und Visionen speiste. Herausragendes Beispiel ist die Auftragsarbeit des spanischen Königs Philipp II., Der Garten der Lüste (um 1500, Prado, Madrid), ein Triptychon des niederländischen Malers Hieronymus Bosch. Ein anderes Beispiel für die im 16. Jahrhundert geleistete Darstellung der menschlichen Seelenwelt ist der Isenheimer Altar (1512-1515, Museum Unterlinden, Colmar) des deutschen Malers Matthias Grünewald. Der christliche Humanist Albrecht Dürer, dessen wissenschaftliche Neugier mit der Leonardo da Vincis verglichen werden kann, stand unter dem Einfluss des niederländischen Philosophen Erasmus von Rotterdam und der reformatorischen Ideen Martin Luthers, die ihren Niederschlag im Kupferstich von Ritter, Tod und Teufel (1513) und den beiden Flügeln der Vier Apostel (1526, Alte Pinakothek, München) fanden. Hans Holbein der Jüngere führte die Porträtmalerei zu höchstem Niveau mit seinen Bildnissen Heinrichs VIII. und des Thomas Morus. Der überragende niederländische Maler jener Zeit war Pieter Brueghel der Ältere. Seine Darstellungen des bäuerlichen Lebens sind satirische Kommentare zur menschlichen Torheit und schöpfen ihre Allegorien aus Märchen, Parabeln und Sprichwörtern. Barock Typisch für die Barockkunst des 17. Jahrhunderts sind ihre Dynamik, ihre diagonalen Kompositionslinien und die Verwendung kräftiger Helldunkelkontraste (Chiaroscuro). Diese Bildelemente evozieren eine Dynamik, die dem Geist der Gegenreformation entsprach. Viele Maler des frühen 17. Jahrhunderts wandten sich zudem von der Künstlichkeit des Manierismus ab, um zu einer genaueren Reflektion der realen Wirklichkeit zu finden. Italienischer Barock Der italienische Barock war eine Zeit künstlerischer Neuerungen. Deckenfresken von Annibale Carracci, Guido Reni, Guercino und Pietro da Cortona schmücken verschiedene Palazzi in Rom, die sich alle bis zu einem gewissen Grad an Michelangelos Wandbildern in der Sixtinischen Kapelle orientierten. Caravaggio übte mit seinen kraftvollen Chiaroscuro-Effekten in seiner religiösen Malerei und Genrebildern großen Einfluss auf andere italienische Maler aus, etwa Orazio Gentileschi. Französischer Barock Georges de La Tour, der vor allem religiöse Malerei schuf, beherrschte unter dem Einfluss Caravaggios die Helldunkelmalerei und bewies seine Meisterschaft dadurch, dass er Körper nur mit Kerzenschein beleuchtete und dabei die menschliche Haut als extrem durchscheinend, fast durchsichtig darstellte. Auch Louis Le Nain schuf mit dieser Technik großformatige Darstellungen des bäuerlichen Lebens. Klassische Harmonie, Klarheit und Ausgewogenheit kennzeichnen sowohl die antikischen Figurenkompositionen des Nicolas Poussin als auch die traumartigen Landschaften des Claude Lorrain, die beide bezeichnenderweise die meiste Zeit ihres Lebens in Rom verbrachten. Spanischer Barock Die Spanier Jusepe de Ribera und Francisco de Zurbarán waren von Caravaggio beeinflusst, näherten sich seiner Malerei aber mit unterschiedlichen Intentionen. Ribera malte realistisch, Zurbaráns religiöse Malerei dagegen war vom spanischen Mystizismus geprägt, und wie Caravaggio war auch er ein Meister des Still-Lebens. Diego Velázquez, der Hofmaler Philipp IV., der größte spanische Maler der Epoche, war ein Meister der Farbgebung. Er ging mit Distanz an seine Themen heran, und hielt die Mitglieder der königlichen Familie in realistischer Leidenschaftslosigkeit fest. Flämischer Barock Peter Paul Rubens, der flämische Meister der Barockmalerei, stand sowohl unter dem Einfluss Caravaggios als auch der Helldunkelmalerei der großen venezianischen Koloristen Tizian und Veronese. Rubens leitete in Antwerpen eine große Werkstatt mit zahlreichen Schülern, wo die vielen Auftragsgemälde ausgeführt wurden, die er von der Stadt, der Kirche, dem Königshaus und Privatleuten erhielt. Seine großformatigen Bilder sind voll vibrierender Farbe und Licht, dramatisch in der Komposition und flüssig in der Linienführung. Anthonis van Dyck, Schüler und Mitarbeiter von Rubens, machte sich mit seinen Porträts der Mitglieder des englischen Hofes unter Karl I. einen Namen. Sie zeichnen sich durch Eleganz und Liebe zum Detail aus, was typisch für die Arbeitsweise von Rubens war, und beeinflussten ganz entscheidend die englische Porträtmalerei des 18. Jahrhunderts. Holländischer Barock Auch Rembrandts Frühwerke, wie Der Geldwechsler (1627, Staatliche Museen, Berlin), sind von Caravaggio beeinflusst. Spätere Bilder, wie das Selbstbildnis von 1659 (Iveagh Bequest, Kenwood House, London), demonstrieren psychologische Tiefgründigkeit und eine unvergleichliche Beherrschung des Helldunkelkontrasts. Frans Hals malte wie Rembrandt Gruppen- und Einzelporträts, Jan van Goyen und Jacob van Ruisdael schufen Landschaftbilder. Zahlreiche niederländische Meister widmeten sich ausschließlich der Genremalerei, die ihre Käufer unter den vermögenden Kunstliebhabern fanden. Hervorzuheben ist hier besonders Jan Vermeer, dessen Malerei, etwa die Ansicht von Delft (um 1660, Mauritshuis, Den Haag), trotz geringer Größe eine weite räumliche Ordnung vermittelt und sich durch eine unvergleichliche Lichtwirkung auszeichnet. Rokoko Die Malerei des Rokoko, die im frühen 18. Jahrhundert in Frankreich und Deutschland zur Blüte gelangte, bildete als Spätform des Barock eine vor allem kleinformatigere, idyllische Kabinettmalerei aus. Zu den Malern des Rokoko gehört Antoine Watteau mit seinen Darstellungen elegant gekleideter Liebhaber, die sich auf galanten Festen im Freien amüsieren. Großer Beliebtheit erfreuten sich auch Bilder mit mythologischen, ländlichen und erotischen Szenen von François Boucher und Jean-Honoré Fragonard. Im Gegensatz dazu stand die Malerei von J. B. S. Chardin, der in seinen Genrebildern die Frau in den Mittelpunkt stellte, als gute Mutter und ruhender Pol des häuslichen Lebens, in gewisser Weise ein Vorläufer der realistischen Malerei des 19. Jahrhunderts. Bedeutend ist die deutsche Kirchenmalerei des Rokoko von Johann Baptist Zimmermann und des auch in Deutschland arbeitenden Freskenmalers Giovanni Battista Tiepolo, der Deckenmalerei in illusionistischer Manier schuf (Würzburger Residenz). Parallel zur Rokokokunst des europäischen Festlands ragen im England des 18. Jahrhunderts besonders drei Maler heraus: William Hogarth machte sich einen Namen durch seine Sittenbilder, in denen er satirisch moralisierte, Thomas Gainsborough und Sir Joshua Reynolds, dessen Malerei in der Tradition van Dycks stand und die englische Aristokratie porträtierte. Durch die psychologisch einfühlsame Darstellung ihrer Figuren verlassen seine Bilder aber die Ebene des konventionellen Gesellschaftsporträts. Klassizismus In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vollzog sich eine Revolution auch in der Malerei, als ein „schlanker“ Klassizismus die üppigen Formen des Rokoko ablöste. Die Rückbesinnung auf die griechische und römische Antike wurde u. a. durch zwei Ereignisse gefördert: den Beginn systematischer Ausgrabungen der antiken Stätten in Italien und Griechenland um die Mitte des 18. Jahrhunderts, deren Ergebnisse in Büchern veröffentlicht wurden, und durch die Schriften des Archäologen und Kunsthistorikers Johann Joachim Winckelmann. Sein einflussreicher Essay von 1755 wirkte besonders auf die Maler, die damals in Rom lebten, darunter der Deutsche Anton Raphael Mengs, die Schweizer Malerin Angelica Kauffmann und der Amerikaner Benjamin West. Auch führende Vertreter der klassizistischen Architektur wie Karl Friedrich Schinkel in Berlin und Leo von Klenze in München wurden durch ihre Aquarelle von antiken und zeitgenössischen Stadtansichten bekannt. Wichtigster Maler des Klassizismus war wohl der französische Maler Jacques Louis David. Durch seinen Aufenthalt in Rom und durch die Malerei seines Landsmannes Poussin, der schon im 17. Jahrhundert klassizistische Bilder geschaffen hatte, war er in Kontakt mit der Antike gekommen. Die historischen Themen Davids illustrierten die Ideale der Französischen Revolution auf hohem Niveau. Der Franzose begründete die Historienmalerei des 19. Jahrhunderts. Die Malerei von Jean August Dominique Ingres wurde mit ihrer ruhigen, gesetzten Linienführung und zurückhaltenden Farbgebung zum Inbegriff der akademischen Tradition Frankreichs. Ihr klassizistischer Malstil wies mit seinen exotischen Themen allerdings bereits auf die Romantik voraus. Romantik Auf den Klassizismus folgte die Romantik, die das Mittelalterliche als etwas Geheimnisvolles wieder entdeckte und eine Neigung zum Pittoresken und zum Erhabenen in der Natur entfaltete. Das Spiel der individuellen Vorstellungskraft, die Gefühl und Stimmungen zum Ausdruck bringt, löste den intellektuellen Ansatz des Klassizismus ab. Die Maler der Romantik bevorzugten im Allgemeinen koloristische, an der Palette orientierte Maltechniken im Gegensatz zur linienbetonenden, kühlen Farbigkeit des Klassizismus. Französische Romantik Der französische Romantiker Théodore Géricault ist vor allem durch seine dramatische und monumentale Deutung zeitgenössischer Ereignisse bekannt geworden. Sein berühmtestes Gemälde, Das Floß der Medusa (1818/19, Louvre, Paris), transponiert Elend und Leiden der Schiffbrüchigen in das Genre des Heroischen. Dieses Werk beeindruckte besonders Eugène Delacroix, der das Thema des kollektiven Leides in seinen beiden hochdramatischen Programmbildern weiterentwickelte, im Massaker von Chios (1822- 1824) und Freiheit führt das Volk (1830, beide Louvre, Paris). Eugène Delacroix bezog seine Bildthemen auch aus Reisen und Reiseliteratur des Orients. Sein spezieller Farbauftrag in kleinen Strichen mit unvermischten Pigmenten beeinflusste auch die impressionistische Malerei. Französische Maler begannen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der Freilichtmalerei: Ihre Motive waren Landschaften und Szenen aus dem bäuerlichen Leben. Dazu gehörte auch Jean-François Millet, der sich mit anderen in Barbizon bei Paris niederließ. Camille Corot ist unter den Malern der Schule von Barbizon derjenige, der am gekonntesten das silbrige Graugrün der Auenwälder wiedergeben konnte. Englische Romantik Die Anfänge einer romantischen Malerei in England reichen bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück; herausragende Vertreter dieser Richtung waren John Constable und Joseph Mallord William Turner. Beide beschäftigten sich besonders intensiv mit der Wirkung von Licht und Atmosphäre. Obwohl Constable wissenschaftlich ans Werk ging – so malte er vor der Natur Wolkenstudien und notierte Lichtsituationen und meteorologische Beobachtungen – wirkt seine Malerei poetisch und schildert einfühlsam die sanft hügelige englische Landschaft. Turner hingegen suchte in der Landschaft das Erhabene, malte strudelnde Schneestürme oder erhob das Toben der Elemente – Feuer, Luft, Erde und Wasser – in fast abstrakter Weise zum Bildgegenstand. Seine Technik der Auflösung von Formen durch Licht und Farbschleier spielte bei der Entstehung der impressionistischen Malerei in Frankreich eine wichtige Rolle. Deutsche Romantik In der romantischen Malerei Deutschlands war Caspar David Friedrich der führende Vertreter. Seine archetypischen Landschaften sind nicht vor der Natur gemalt, sondern psychische Bilder, Seelenlandschaften. Diesen Hang zum Mystizismus, der auch in der Literatur der deutschen Romantik zum Ausdruck kam, zeigt auch das durch sein kurzes Leben nicht sehr umfangreiche Werk des Philipp Otto Runge, dessen Hauptwerk ein unvollendeter Zyklus der Tageszeiten ist, in dem die Landschaft zum Zeichenhaften allegorisiert wird. Amerikanische Romantik Durch ihre Reisen und Studien in der Landschaft des Mittelrheins auch in Europa bekannt geworden sind die Maler der Hudson River School, die die Urtümlichkeiten des Hudson- Tales im Staat New York schilderten. Siehe amerikanische Kunst und Architektur. Weitere Tendenzen im 19. Jahrhundert Obwohl die Romantik die im 19. Jahrhundert dominierende Kunstströmung war, existierten auch andere völlig unterschiedliche Tendenzen in den Bildkünsten. So kann z. B. das Werk des Spaniers Francisco Goya y Lucientes mit keiner bestimmten künstlerischen Richtung in Verbindung gebracht werden. Sein Frühwerk weist Elemente des Rokoko auf, während sein Spätwerk sich jeder kunsthistorischen Einordnung entzieht und nur ansatzweise aus der individuellen psychischen Verfassung des Malers erklärt werden kann. Doch im Gegensatz zur Malerei Velázquez’ waren die Porträts von Goya nie objektiv und sein psychologischer Scharfsinn enthüllte schonungslos die Unvollkommenheit der Porträtierten. Realismus Um 1850 proklamierte der fanzösische Maler Gustave Courbet, der sich von den Romantikern genauso wie vom Klassizismus distanzierte, eine Ein-Mann-Bewegung, genannt Realismus. Ihn interessierten weder die Historienmalerei noch das Genre des Staatsporträts oder exotische Bildthemen, sondern er war der tiefen Überzeugung, dass der Künstler die Aufgabe habe, die Geschehnisse des alltäglichen Lebens und ihre Protagonisten zu schildern. Honoré Daumier wurde in erster Linie durch sein lithographisches Werk bekannt, malte aber auch kleinformatige, realistische Bilder mit Motiven des Pariser Straßenlebens, Jean François Millet, der Schule von Barbizon zuzurechnen, wird gelegentlich als Sozialrealist bezeichnet. Tendenzen in den USA Winslow Homer, Thomas Eakins und Albert Pinkham Ryder, drei prominente amerikanische Maler, arbeiteten im späten 19. Jahrhundert unbeeinflusst von den Kunstströmungen Europas. Auf zahlreichen Ölbildern und Aquarellen mit Motiven der Meer- und der Küstenlandschaft erforschte Homer den Kampf des Menschen gegen die Naturkräfte. Ähnlich den europäischen Impressionisten befasste er sich mit Licht und atmosphärischen Effekten. Im Gegensatz dazu beschäftigte sich Ryder mit der Psychologie des Individuums und weist damit auf den aufkommenden Symbolismus voraus. Die Entstehung des Impressionismus Édouard Manet war der wichtigste Neuerer der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts und bereitete den Weg für den Impressionismus. Wie Courbet entnahm auch Manet viele seiner Motive dem Alltag: Bürger im Restaurant, im Park oder beim Bootfahren. Manet griff auch Themen von Velázquez oder Goya auf und stellte sie in einen zeitgenössischen Zusammenhang. Edgar Degas malte seine Modelle bevorzugt in Bewegung, seine Malerei stand unter dem Einfluss der Photographie und japanischer Farbholzschnitte, die in Paris in dieser Zeit zirkulierten. Seine Porträtmalerei besticht durch die Einfügung der Figur in die ihr zugehörige Umgebung und durch die Enthüllung der individuellen Persönlichkeit. Der Impressionismus wurde von Malern entwickelt, die sich mehr und mehr für die Wirkungen des Lichtes auf einem Gegenstand interessierten, wie Licht Schatten färben kann und die Umrisse eines Objekts auflöst, und wie sich diese Beobachtungen auf die Leinwand übertragen lassen. Kritiker und Öffentlichkeit standen den Impressionisten zunächst ablehnend gegenüber, da diese im völligen Gegensatz zu der herkömmlichen akademischen Tradition die Wiedergabe formaler Details missachteten und reine Farbe in kleinen, unabhängigen Farbstrichen auftrugen. Es vergingen fast zwanzig Jahre, bis Claude Monet, dem führenden Impressionisten, Anerkennung widerfuhr. Sein Hauptinteresse galt der Landschaft, die er unter verschiedenen Wetterbedingungen und zu unterschiedlichen Jahreszeiten darstellte. Er malte das strahlende Licht des Frühlings in den Bäumen und das düstere Licht des Winters auf schneebedecktem Boden. Die Formen der Gegenstände lösten sich mehr und mehr auf, indem er sie in das schimmernde Spiel von Licht und Farbe umsetzte. Camille Pissarro gehörte ebenso zu den Initiatoren des Impressionismus wie Pierre Auguste Renoir. Pissarros bevorzugte Motive waren Landschaften, Flüsse, Straßenszenen in Paris und Bauern bei der Arbeit. Auch Renoir malte ähnliche Motive wie Monet und Pissarro, schuf jedoch darüber hinaus zahlreiche Porträts und figürliche Bilder. Besonders bekannt wurde er für seine zahlreichen Studien weiblicher Akte in Pastellfarben. Den Weg in die Moderne bereitete Paul Cézanne, der, anders als die Impressionisten, die den transitorischen Moment des Lichtes einfangen wollten, der inneren Struktur und dem Aufbau von Landschaft und Gegenständen nachging. Er reduzierte deren Elemente auf die Grundformen von „Kugel, Kegel und Zylinder“ und schuf so die Voraussetzung für die Entwicklung des Kubismus. Nachimpressionistische Strömungen In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts wandte sich Pissarro kurze Zeit einer neuen Malweise zu, einer Nebenerscheinung des Impressionismus, dem von Georges Seurat begründeten Pointillismus. Seurat und seine neoimpressionistischen Anhänger trugen Komplementärfarben in dichter Reihung und kleinen Punkten (points) auf, die sich im Auge des Betrachters zu Farbtönen und Farbflächen mischen. Seurats theoretische Grundlage ist die Farbenlehre des frühen 19. Jahrhunderts (Goethe, Runge). Drei bedeutende Künstler des ausgehenden 19. Jahrhunderts, Vincent van Gogh, Paul Gauguin und Henri de Toulouse-Lautrec, waren in ihrem Frühwerk vom Impressionismus beeinflusst, entwickelten dann aber eigene, individuell geprägte Malweisen. Van Gogh experimentierte wie Pissarro kurze Zeit mit der Farbzerlegung. Charakteristisch für seinen Malstil war jedoch die Verwendung reiner Farben, die er in dicken, pastosen Strichen auftrug. Seine Landschaftsbilder mit vom Wind zerzausten Zypressen und Weizenfeldern unter dahinziehenden Wolken, zeigen Landschaften der Psyche, die großen Einfluss auf die Malerei des Expressionismus hatten. Das Werk Gauguins ist demgegenüber eher symbolistisch zu nennen, seine Malerei zeigt dekorative, klar umrissene Flächen. Die von Gaugin unmittelbar ausgehende Bewegung wählte den ebenfalls symbolträchtigen Namen Nabis (Propheten). Wie Manet oder Degas stand auch Toulouse-Lautrec unter dem Einfluss japanischer Holzschnitte. Ein ausgezeichneter Sinn für Linienführung charakterisiert auch seine Zeichnungen und Lithographien. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts Die Malerei des 20. Jahrhunderts kennt viele Strömungen und Stilrichtungen. Dabei entstanden im Europa vor dem 2. Weltkrieg Fauvismus, Expressionismus, Kubismus, Futurismus, Konstruktivismus, Dada und Surrealismus, die alle ihre speziellen Maltechniken bevorzugten (siehe moderne Kunst und Architektur). Fauvismus Gauguins von der außereuropäischen Malerei beeinflusste flächig-dekorative Malerei und seine Theorien beeinflussten die Fauvisten. Ihr wichtigster Vertreter war Henri Matisse. Außerdem gehörten André Derain, Georges Braque und Maurice de Vlaminck zu der Gruppe, die für sich in Anspruch nahm, unter den ersten europäischen Künstlern gewesen zu sein, die die afrikanische Skulptur entdeckten. Expressionismus Die Darstellung subjektiver Gefühle und Eindrücke durch Farbe und Komposition war das Anliegen der Expressionisten, die sich in Deutschland vor dem 1. Weltkrieg (1905-1913) in zwei Künstlervereinigungen zusammenschlossen, der Brücke und dem Blauen Reiter, die in bewusstem und durchaus kämpferischem Gegensatz zum akademischen Kunstbetrieb gegründet wurden. Afrikanische Kunst inspirierte die Maler der Brücke, zu denen u. a. Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Emil Nolde gehörten. Die frühe, von Emotionen geprägte Malerei des norwegischen Malers Edvard Munch war in Deutschland bekannt und hinterließ deutliche Spuren bei den Malern dieser Gruppe. 1911 begründeten Franz Marc und der gebürtige Russe Wassily Kandinsky in München den Blauen Reiter. Diese Gruppe stand besonders unter dem Einfluss der so genannten Primitiven Kunst, der Fauves und der Volkskunst (Hinterglasmalerei, russische Bilderbögen). Wichtige Vertreter dieser Bewegung waren August Macke, Gabriele Münther, Paul Klee und Alexej von Jawlensky. Kubismus Angeregt von Cézannes Maxime der Bloßlegung geometrischer Strukturen in Landschaft und Still-Leben und durch die dynamischen Formen der afrikanischen Skulptur entwickelten Pablo Picasso und Georges Braque zwischen 1907 und 1914 in Paris den Kubismus, der die Eindimensionalität der Bildebene als gestalterisches Mittel einsetzt und traditionelle Kompositionselemente wie Perspektive, Verkürzung, Binnenform und Helldunkelabstufungen ablehnte. Unter dem Einfluss von Pablo Picasso und Georges Braque und später von Fernand Léger, Robert und Sonia Delaunay sowie Juan Gris erlebte die kubistische Malerei verschiedene Phasen. Eine Gruppe italienischer Künstler, darunter Gino Severini, Umberto Boccioni, Carlo Carra und Giacomo Balla, entwickelte die kubistische Malerei unter dem Aspekt der Schnelligkeit der Bewegung in den Dimensionen von Raum und Zeit zum Futurismus weiter. Abstrakte Malerei Die abstrakte Malerei nahm ab etwa 1910 ihren Ausgangspunkt in Deutschland, den USA, Russland und den Niederlanden. Der Kubismus spielte eine tragende Rolle in dieser Entwicklung, vor allem in Russland, wo die Werke der französischen Avantgarde entweder durch Parisreisen russischer Künstler oder durch Moskauer Privatsammlungen bekannt geworden war. Unter diesem Einfluss schufen eine Reihe russischer Maler geometrisch strukturierte Kompositionen, allen voran Kasimir Malewitsch. Er nannte seine Malerei Suprematismus, während andere russische Maler, wie Alexander Rodtschenko und El Lissitzky sich als Konstruktivisten einen Namen machten. Nach seinem Kontakt mit dem Kubismus entwickelte Piet Mondrian eine Form der geometrischen Abstraktion, die als Konstruktivismus bekannt wurde. Seine Gitterbilder, die die Flächigkeit der Bildebene betonen, und seine ästhetischen Theorien waren in den dreißiger Jahren zukunftsweisend für die Entwicklung der geometrischen Abstraktion. Dada Während des 1. Weltkrieges schloss sich in Zürich unter dem Nonsens-Namen Dada (französisches Kinderwort für Steckenpferd) eine Gruppe von Künstlern und Intellektuellen im Protest gegen bürgerliche Wertvorstellungen und den Militarismus zusammen. Dada war eigentlich eine literarische Bewegung, die auch die Bildkünste „literarisierte“. Einer ihrer wichtigsten Vertreter war der französische Maler und Objektkünstler Marcel Duchamp mit seinen readymades, Utensilien des Alltags, die er verfremdete, und dem berühmten Anti-Bild von Leonardos Mona Lisa, die er mit Schnurr- und Spitzbart schmückte. Siehe Dadaismus. Surrealismus Dada ist eine der Voraussetzungen des Surrealismus, dem André Breton 1924 Namen und programmatisches Manifest gab; im Zentrum der surrealistischen Bildkünste, zu denen auch das Medium des Filmes zählt, stehen das Unterbewusste und der Traum, in Parallele zur Entwicklung der Psychoanalyse. Die wichtigsten surrealistischen Maler waren Max Ernst, Salvador Dalí, Joan Miró, René Magritte und Jean Arp. Amerikanische Malerei Erst auf der Armory Show (1913), einer internationalen Kunstausstellung im Gebäude der Armory Hall in New York, wurden amerikanische Künstler auf die europäische Avantgarde aufmerksam. In der Auseinandersetzung mit dem Kubismus entwickelten sie einen abstrakten Stil, der den Farbrhythmus betonte, sowie einen scharf stilisierten Realismus, der die Flächenhaftigkeit des kubistischen Objekts und Bildraumes aufgreift. Herausragende Künstler dieser Richtung waren Marsden Hartley, Joseph Stella, Arthur Dove, Charles Sheeler, Georgia O’Keeffe und Stuart Davis. In den dreißiger Jahren wandten sich andere amerikanische Künstler in einem gewissen Isolationismus gegen die europäischen Einflüsse und wandten sich einer gleichsam durch die Linse gesehenen Schilderung des amerikanischen Lebens zu. Grant Wood malte das Leben auf den Farmen des mittleren Westens, Ben Shan verlieh seinen Bildern des städtischen Lebens während der Weltwirtschaftskrise politische Aspekte, während Edward Hopper die Einsamkeit des Menschen in der Kleinstadt zum Thema seiner kontemplativen Bilder machte. Malerei seit dem 2. Weltkrieg Abstrakter Expressionismus Auslöser für die Entstehung des Abstrakten Expressionismus, einer Bewegung, die in den vierziger und fünfziger Jahren in New York beheimatet war, waren die Surrealisten, die von Europa in die USA emigriert waren. Ihre Erforschung des Unbewussten und Maltechniken, die auf dem Zufallsprinzip beruhten, beeindruckten Jackson Pollock, Willem de Kooning, Hans Hofmann und viele andere. Diese Künstler, die von der écriture automatique des Surrealismus und vom deutschen Expressionismus herkamen, wurden als Action Painters bekannt. Bei Künstlern wie Pollock bedeutete das, dass sie Farbe auf große Leinwände am Boden aufspritzten, um so kraftvolle und dem Zufall überlassene Muster zu schaffen. Andere abstrakte Expressionisten wie Mark Rothko und Barnett Newman entwickelten die Farbfeldmalerei (Colourfield Painting), bei der große Flächen subtil modulierter Farben auf die Leinwand aufgebracht werden. Op-Art und Pop-Art In den sechziger Jahren bildeten sich neue Stilrichtungen und Bewegungen. Manche Maler schritten auf dem Pfad der abstrakten Malerei weiter, wie Victor Vasarely in seinen Bildern der Op-Art (Abkürzung für Optical Art). Wo die Op-Art zur Erzielung ihrer Wirkung im Allgemeinen abstrakte optische Illusionen einsetzt, bedient sich die Pop-Art der gegenständlichen Darstellung. Die Vertreter der Pop-Art ließen sich von Plakatwänden, Filmen, Comics und Gebrauchsgegenständen inspirieren. Bedeutende Vertreter waren Robert Rauschenberg, Jasper Johns, Jim Dine, Roy Lichtenstein, Tom Wesselmann, James Rosenquist und Andy Warhol. Neuer Realismus Die ironischen Bilder der Pop-Art beförderten die Entwicklung einer neuen realistischen Malerei in den USA. Der Realismus war zwar ein kontinuierlicher, aber höchst individualistischer Faktor der amerikanischen Malerei und umfasste solch unterschiedliche Künstler wie Eakins, Sloan, Hopper, Andrew Wyeth und Fairfield Porter, doch die meiste Aufmerksamkeit in den siebziger und achtziger Jahren erhielten jene Realisten, die sich ästhetische Anliegen der abstrakten Kunst zu eigen gemacht hatten. Der Photorealismus griff dabei auf die Methoden der Photographie zurück, um detailreiche, unbeteiligte Malereien zu schaffen, wie in den Stadtlandschaften eines Richard Estes. Auch die schonungslosen Akte von Philip Pearlstein und die flächigen Kompositionen von Alex Katz und Wayne Thiebaud verliehen dem Realismus eine kühle, abstrakte Note. Neue Tendenzen der Abstraktion Nach der Phase intensiver Subjektivität, die den Abstrakten Expressionismus kennzeichnete, entwickelte sich die abstrakte Malerei in Richtung eines entpersönlichten, streng formalen Purismus. Den Höhepunkt dieser Entwicklung bildete der Minimalismus, der die Malerei auf einfache geometrische Formen, rhythmische Muster oder Einfarbigkeit (Monochromie) reduzierte. Führende Minimalisten waren Kenneth Noland, Larry Poons, Robert Ryman und Brice Marden. Eine verwandte Bewegung entwickelte sich unter der Bezeichnung Hard-Edge Abstraction zu einer Kunstform, die komplexere und dynamischere abstrakte Kompositionen hervorbrachte, etwa in den Arbeiten von Frank Stella und Al Held. Europa nach dem 2. Weltkrieg Zu den bedeutenden Vertretern der europäischen Malerei nach dem 2. Weltkrieg gehörten Jean Dubuffet, dessen geistreiche Werke Anregungen aus der Malerei von Kindern und Geisteskranken erhielten. In England zeugten die gequälten Figuren eines Francis Bacon oder die lyrischen, urbanen Bilder von David Hockney von der Vitalität der dortigen figurativen Malerei. In den fünfziger und sechziger Jahren entwickelte sich in Deutschland, Frankreich und den USA das Informel. Die achtziger Jahre In den achtziger Jahren rebellierten zahlreiche junge Maler in Europa und den USA gegen den herrschenden Formalismus in weiten Bereichen der abstrakten und gegenständlichen Kunst. Das Resultat war eine Neubelebung der figurativen und der erzählenden Malerei, die auch als Neoexpressionismus bezeichnet wird. Im Rahmen dieses Protests gegen die eingefahrenen Gleise der Moderne formierte sich eine Gruppe in Berlin, die unter der Bezeichnung Neue Wilde gemeinsam ausstellte (Elvira Bach, Helmut Middendorf, Salomé). Die meisten Künstler dieser neuen Malerei versuchten, ihre subjektiven, zuweilen zweideutigen und rätselhaften Visionen darzustellen. Zu den bedeutendsten deutschen Malern der achtziger Jahre zählen Anselm Kiefer und Georg Baselitz, A. R. Penck, Markus Lüpertz und Sigmar Polke (siehe moderne Kunst und Architektur).