Moderne Der Begriff der Moderne wird für die Bereiche der bildenden Kunst, Architektur und Literatur je nach Gewichtung einzelner Aspekte anders verortet. Oft bezeichnet der Begriff weniger konkrete Inhalte als vielmehr die Abgrenzug einer neuen Kunstrichtung von scheinbar überkommenen Traditionen. Allgemein wird der Beginn der kulturellen Moderne in die gesellschaftlichen und technologischen Umbruchsphasen des 19. Jahrhunderts eingeordnet, obwohl die Bezeichnung bereits im späten 17. Jahhundert zur Abgrenzung vom Ideal der antiken Kultur Verwendung fand. Um den Begriff der Moderne zumindest ansatzweise festzulegen, lassen sich bestimmte Tendenzen ausmachen, die vor allem für den Bereich der Kunst die Moderne als Kategorie sinnvoll machen. Zum einen ist die Emanzipation der Kunst von religiösen oder herrschaftlichen Ansprüchen eine wichtige Voraussetzung der Moderne, zum anderen spielen die neuen gesellschaftlichen Möglichkeiten und der immer schneller sich vollziehende Wandel der technischen Kapazitäten eine nicht unwesentliche Rolle auch für die Kunst. Der Emanzipationsgedanke hat zudem seine Konsequenz in der Vorstellung, daß z.B. die Bildwirklichkeit sich gänzlich von der "realen" Wirklichkeit zu befreien hat, genauso wie der Künstler seine eigene künstlerische Freiheit beanspruchte, ohne noch religiösen oder anderen Machtdirektiven zu folgen (siehe hierzu auch abstrakte Kunst). Auch der Bruch mit künstlerischen Traditionen, d.h. die Erwartung ständiger Innovationen, folgt der schnellen gesellschaftlichen Entwicklung und ihrem immanenten Fortschrittsgedanken. Emanzipation, Innovation und Fortschritt können also als grundsätzliche Aspekte der Moderne gewertet werden. Hinzu kommen unterschiedliche utopische Vorstellungen, die als individualisierte oder kollektive Zielvorstellungen auch in die Bewertung und Produktion der Kunst eingingen. Auch kann die veränderte Rezeption von Kunst als ein Kennzeichen der Moderne gewertet werden, da keine allgemein verbindlichen (religiöse oder ästhetisch-gesellschaftliche) Kriterien mehr feststehen und auch hier eine verstärkte Individualisierung sich durchgesetzt hat. Nachdem der Realismus, d.h. der Gesichtspunkt einer möglichst perfekten Annährung der Abbildung an die Wirklichkeit, als Bewertungsmaßstab ausgedient hat, traten verschiedene Deutungs- und Rezeptionsmuster gleichsam in Konkurrenz. Zuletzt haben die Krisen einer auf Fortschritt und ständiger Innovation beruhenden Vorstellung auch von der Kunst undArchitektur, in denen sich seit ca.1960 schließlich verstärkt Rückgriffe auf verschiedene Traditionen geltend gemacht haben, den Begriff der Postmoderne hervorgebracht. Moderne Kunst Die Bezeichnung Moderne Kunst wird entsprechend der oben skizzierten Problemlage oft mit verschiedenen Gewichtungen gebraucht. Allgemein wird die Kunst nach dem Impressionismus mit dem Beginn der Moderne gleichgesetzt. Zudem spielen Einzelfaktoren wie das Ende einer vorherrschenden Auftragskunst und der Verlust der ikonographischen Traditionen, d.h. die Loslösung der Kunst von lebenspraktischen Bindungen, eine nicht unerhebliche Rolle für die weitere Entwicklung der Moderne. Ausgehend vom Impressionismus waren es vor allem die Arbeiten von Paul Cézanne, Paul Gauguin und Vincent van Gogh, die die Malerei von der gegenständlichen Abbildung von Wirklichkeit hin zur formalen Gestaltung einer eigenen Bildwirklichkeit führten. Beeinflußt durch diese "Väter der Moderne" entwickelten sich so verschiedenartige Stilrichtungen wie der Kubismus, der Expressionismus, der Futurismus, der Surrealismus, der Konstruktivismus, die Neue Sachlichkeit und verschiedene Sonderformen. Was anfänglich für die Moderne als eine Form der Emanzipation grundlegend war, wurde für verschiedene Strömungen der Avantgarde schließlich zum Problem. Die Frage, wie die Kunst wieder in das praktische Leben integriert werden konnte. Auch dieser Aspekt muß bei der Bewertung moderner Kunst berücksichtigt werden (siehe auch Dadaismus). Bedingt durch die neuen Materialien und technischen Möglichkeiten der industriellen Welt entwickelten sich im 20. Jahrhundert immer neue Varianten, die mit immer neuen Zugriffen auf die Wirklichkeit diese zu deuten oder zu kritisieren suchen (Video-Kunst, Objektkunst, Happenings, Audio-Arts, Pop Art, Op Art). Da in der Zwischenzeit viele verschiedene Kunstrichtungen und Traditionen koexistieren, ist auch im Bereich der modernen Kunst der ursprünglich auf die Architektur bezogene Begriff der Postmoderne eingeführt worden. Allgemein lassen sich immer weniger verbindliche Kriterien zur Beurteilung zeitgenössischer Kunst angeben, eine Entwicklung, die als "neue Unübersichtlichkeit" (Jürgen Habermas) treffend charakterisiert wurde. Impressionismus (Malerei) Bezeichnung einer Stilrichtung in Malerei, Literatur und Musik. Der Impressionismus war die Reaktion auf den Klassizismus und die akademische Malerei, die innerhalb der offiziellen Salonausstellungen in Paris gezeigt wurde. Wichtigste Maler des Impressionsimus in Frankreich waren Monet, Renoir, Pissarro, Sisley, Cézanne, Degas, in Deutschland Liebermann, Corinth, Slevogt, und in Italien vor allem Segantini. In der Literatur sind Vertreter des Impressionismus Liliencron, der junge Rilke und die Gebrüder Goncourt. In der Musik vor allem Claude Debussy.. Die Entwicklung des Impressionsimus beginnt in Frankreich im Jahre 1874 mit einer Gruppenausstellung (im Atelier des Fotografen Nadar, 15. April) von Malern, die erst 1877 nach einem "Impression" betitelten Bild von Claude Monet abwertend als Impressionisten bezeichnet wurden. Typische Merkmale der impressionisitischen Malerei sind die Vorliebe für klare und helle Farben, die vielfältige Farbnuancierung und die Spontaneität des Farbauftrags, die kaum noch eine lineare Formgestaltung erkennen läßt. In diesem Sinne war der Impressionismus der erste Schritt zur Emanzipation der Farbe vom gegenständlichen Bezug und damit der Übergang von der klassischen zur modernen Malerei (siehe dazu Moderne und abstrakte Kunst). Der Übergangcharakter des Impressionismus zeigte sich in der veränderten Form der Naturnachahmung. Nicht die natürlichen Vorbilder selbst, sondern die Natur der Wahrnehmung trat in den Vordergrund, d.h. die Prinzipien des menschlichen Sehens. Wirklichkeit war somit weniger ein Gefüge fester Formen und linearer Körper, sondern vielmehr ein organisches Wechselspiel von Farbe und Licht, daß sich im menschlichen Auge zu einem Eindruck formiert. Die Entwicklung dieser neuen Gestaltungsprinzipien wurde zudem aus der entstehenden Konkurrenz von Fotografie und Malerei zu einer Berechtigungsfrage der bildlich darstellenden Kunst. Da die Fotografie bereits wesentlich exaktere Abbilder der Wirklichkeit herstellen konnte, versuchte die Malerei durch eine veränderte Wirklichkeitserfassung eine spezifische Relevanz zu erlangen. Vorläufer einer vor allem auf Farbe und Licht beruhenden Malerei waren für die Impressionisten neben Frans Hals vor allem die englischen Landschaftsmaler John Constable und William Turner sowie in Frankreich Eugène Delacroix und Camille Corot. Der Impressionismus selbst entwickelte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum Neoimpressionismus und Nachimpressionismus. Mit oft wissenschaftlichem Interesse widmete sich der Divisionismus bzw. der Pointillismus der optischen Wiedergabe von Wirklichkeit durch einzelne Farbpunkte, eine Maltechnik, mit der vor allem Seurat experimentierte. Die Einflüsse des Impressionismus auf die moderne Kunst sind äußerst vielfältig und weitreichend. Der Tachismus stellt so in der abstrakten Malerei die Konsequenz impressionistischer Prinzipien dar, die Op-Art führte die Experimente mit optischen Effekten und Täuschungen fort, Fauvismus und Expressionismus lösten sich ausgehend vom Impressionismus endgültig von den Vorgaben einer an der Naturnachahmung orientierten Kunstvorstellung. Fauves [franz. "Die Wilden"] Ursprünglich war auch die Bezeichnung Fauves die abwertende Kategorisierung (siehe Gotik, Barock und auch Impressionismus) eines Kritikers anläßlich einer Ausstellung im Jahre 1906, auf der eine Gruppe französischer Maler ihre Werke zeigte. Die Farbe wurde von ihnen nicht wie bei den Impressionisten in feinen Abstufungen und illusionistischer Lichtnachahmung verwendet, sondern in ihrer Flächenhaftigkeit betont und mit vitaler Energie und grobem Duktus aufgetragen. Neben der oft grellen Farbigkeit wurde auch die Abbildung der gegenständlichen Welt durch "wilde" Deformierungen und Verzerrungen verfremdet. Ähnlich der deutschen Brücke und dem Expressionismus kam es den Fauves nicht auf Nachahmung, sondern auf emotionalen und vitalen Ausdruck an, d.h. auf den autonomen Erlebnischarakter der Werke, der beim Betrachter nicht nur den Wiedererkennungseffekt oder den perfekten optischen Illusionismus bedienen sollte. Ihre Vorbilder sahen die Fauves wie auch die Brücke-Künstler in der "primitiven Kunst" sowie in den Bildern Gauguins und Vincent van Gogh. Schon ab 1907 begann sich die ohnehin nur lose organisierte Gruppe wieder zu lösen, wobei vor allem Matisse an den einmal entwickelten Stilprinzipien weiterarbeitete. Der "wilde" Duktus ging jedoch in seinem Werk in einer zunehmend dekorativen Gestaltung auf. Der Fauvismus war also eine aggressive Reaktion auf den Impressionismus. Zu den Fauves zählten neben Henri Matisse Rouault, Marquet, Puy, Derain, Vlaminck, Dufy, van Dongen, Friesz und Braque. Ihre Malerei hatte großen Einfluß auf die Entwicklung der Moderne und die Emanzipation der Malerei von den gegenständlichen Bezügen, so wie sie z.B. im abstrakten Expressionismus (siehe auch abstrakte Kunst) umgesetzt wurde. Expressionismus (Malerei) [franz./lat. "expression" = "Ausdruck"] Kunstrichtung der Moderne, die in der Malerei, Grafik und Literatur neue malerische und literarische Formen etablierte, die gegen die beschreibenden und illusionistischen Kunsttraditionen den kreatürlichen bzw. seelischen Ausdruck des Menschen und ein vitales Lebensgefühl darstellen bzw. umsetzen sollten. Der Expressionismus stellt einen primär deutschen Beitrag zur Entwicklung der Moderne dar. Der Begriff selbst geht wahrscheinlich auf eine Äußerung Lovis Corinths zurück, der anläßlich einer Ausstellung mit Bildern der Fauvisten im Jahre 1911 diese als Expressionisten bezeichnete. Der Expressionismus beinhaltet die bewußte Abgrenzung gegen die Kunst des Impressionismus und seine Vertreter, die als "Berliner Sezession" noch bis ca. 1914 die moderne Kunst alleine zu vertreten meinten. Da sich die expressionistischen Künstler bewußt gegen die etablierte Kunsttradition (Akademismus und Naturalismus) und das Wilhelminische Bürgertum abgrenzten, suchte man Vorbilder in der "primitiven" Kunst Afrikas, im mittelalterlichen Holzschnitt oder im Werk einzelner Ausnahmekünstler wie Edvard Munch, Vincent van Gogh, Paul Gauguin, Robert Delaunay, Henri Matisse und James Ensor. In den Bildern dieser Maler waren bereits die Eigenständigkeit von Formen, Flächen und Farben angelegt, waren die bildnerischen Prinzipien vorbereitet, die durch den Expressionismus schließlich weiterentwickelt wurden. Das Gründungsjahr der Künstlergemeinschaft Brücke 1905 in Dresden kann als Beginn des Expressionismus bezeichnet werden, sein Ende fällt mit dem Ausklang der revolutionären Nachkriegsunruhen in den 20er Jahren zusammen, obwohl einzelne Richtungen wie der abstrakte Expressionismus (siehe abstrakte Kunst) und verschiedene neoexpressionistische Strömungen insbesondere im osteuropäischen Raum bis heute als Sonderformen fortleben. Da im Expressionismus nicht die perfektionierte Naturnachahmung, sondern die formale Gestaltung geistiger und vitaler Kräfte im Vordergund stand, war für die Malerei die Ausdruckskraft der Linien und die elementare Wirkung der Farben entscheidend. Oftmals sind die gegenständlichen Bezüge deshalb nur grob oder in verzerrter bzw. deformierter Form wiedergegeben. Es überwiegen einfache, geschlossene Formgebilde von oft archaischer Ausdruckskraft. Übertragen auf den Bereich der Literatur ist die Ausdruckskraft einzelner Worte oder Wortgebilde gegen die syntaktische Ordnung und die semantischen Konventionen hervorgehoben. Gegen die etablierten Darstellungsformen sollte somit ein neues elementares Zeichensystem gefunden werden, das im Zusammenhang utopischer Vorstellungen vom "neuen Menschen" gesehen wurde, während die historische Realität des Menschen und die bürgerliche Kunst als entfremdend und deformierend erfahren wurden. So ist auch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges von vielen Künstlern des Expressionismus enthusiastisch aufgenommen worden, da man durch die radikale Zerstörung bestehender Verhältnisse eine grundsätzliche Erneuerung der Gesellschaft für möglich hielt. Der Hang zu vereinfachenden Utopien bzw. Gemeinschaftsidealen und zu vorschnellem Aktionismus führte in den 20er und 30er Jahren zur sogenannten Expressionismusdebatte, in der von Seiten der marxistischen Kritiker der Expressionismus selbst als bürgerliche Fluchtbewegung gewertet wurde. Neben der genannten Künstlergemeinschaft "Brücke" waren vor allem die Künstler des "Blauen Reiters" (Wassilij Kandinsky, Franz Marc, Alexej von Jawlensky, Gabriele Münter und zeitweise auch August Macke) für den süddeutschen sowie Emil Nolde, Paula Modersohn-Becker und Christian Rohlfs für den norddeutschen Expressionismus von Bedeutung. In Österreich zählten Oskar Kokoschka und Egon Schiele zu den repräsentativen Vertretern der neuen Kunstrichtung. Ludwig Meidner, Max Beckmann, Otto Dix und George Grosz können hingegen nur bedingt dem Expressionismus zugeordnet werden, da ihr Werk weniger die utopischen als vielmehr die apokalyptischen Dimensionen der Zeit zum Ausdruck brachte. In Frankreich waren die Fauves eine dem Expressionismus vergleichbare Bewegung. Das literarische Zentrum wurde Berlin, wo H. Walden 1910 die Zeitschrift "Sturm" gründete, in der alle namhaften expressionistischen Literaten veröffentlichten. Für den Bereich der Bildhauerei sind vor allem Wilhelm Lehmbruck undErnst Barlach zu nennen. In der Architektur kann nur bedingt von einem expressionistischen Stil gesprochen werden, da der Begriff häufig nur zur Bezeichnung von Tendenzen gebraucht wird, die gegen die vorherrschenden Prinzipien des Funktionalismus (siehe Bauhaus) freie Formen und plastische Baukörper bevorzugten (so Erich Mendelsohn, Fritz Höger und Michael de Klerk). abstrakte Kunst Kunstrichtung, bei der auf die Darstellung der gegenständlichen Wirklichkeit verzichtet wird: deshalb auch oft die Bezeichnungen gegenstandslose und gegenstandsfreie Kunst. Der Begriff abstrakte Kunst ist jedoch problematisch, da nicht die Beziehung zur Wirklichkeit aufgehoben, sondern eine unmittelbare Wirklichkeit durch die abstrakte Kunst vermittelt werden soll. Zudem verzichtet auch die gegenständliche Kunst nicht auf bestimmte Abstraktionen des realen Vorbildes. Die abstrakte Kunst entwickelte sich in vielen Variationen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, nachdem durch die dekorative Stilisierung des Jugendstils und durch die veränderte Form der Wirklichkeitsabbildung im Impressionsmus immer stärker die Farben und Formen selbst in den Vordergrund traten und den nachahmenden Illusionismus verdrängten. 1910 schuf Wassilij Kandinsky das erste abstrakte, nonfigurative Aquarell. Im Anschluß entwickelten sich zahlreiche Sonderrichtungen, die entweder die geometrische Dimension betonten (Konstruktivismus, de Stijl), oder die expressive Ausdruckskraft vor allem der Farben (abstrakter Expressionismus, Tachismus, art informel, action painting) entwickelten. Die Tendenz zur minimalistischen Formensprache wurde insbesondere durch Kasimir Malewitsch geprägt, der mit seiner Theorie des Suprematismus (um 1913) eine radikale Beschränkung auf rein malerische Formen forderte, d.h. auf Quadrate, Dreiecke oder Kreise, die er selbst zumeist auf weißen Grund malte. Diese Bilder sollten nichts darstellen, nichts bedeuten und auch kein Gefühl zum Ausdruck bringen, sondern sie beanspruchten eine konsequente Autonomie. War die abstrakte Kunst anfänglich noch provokativ, so etablierte sie sich später mehr und mehr und wurde fast zum Dogma der modernen Kunst. Schließlich formierten sich viele Künstler verstärkt gegen die vermeintliche Modernität des Abstrakten. Die gegenständliche und figürliche Malerei bekam so ab Mitte der 60er Jahre neuen Auftrieb. Die entstandene Vielfalt verschiedener Stile und Darstellungsweisen sowie der Rückgriff auf gegenständliche Traditionen prägte auch für die Malerei den Begriff der Postmoderne. Für den Bereich der abstrakten Plastik waren vor allem die Arbeiten Alexander Archipenkos und die konstruktivistische "Maschinenkunst" Wladimir J. Tatlins bedeutend. Mit der zunehmenden Verwendung neuer Materialien und auch Medien für die plastische Kunst wird der Begriff der Abstrakion jedoch untauglich und für die differenzierten Erscheinungsformen zu allgemein. Picasso, Guernica Picassos Historienbild "Guernica" gehört zu den wohl bedeutendsten Kunstwerken der modernen Malerei. Das Bild selbst ist eng verbunden mit der Geschichte Spaniens im 20. Jahrhundert. Vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges kam es auf Wunsch des Künstlers in das Museum of Modern Art nach New York und es sollte erst dann wieder nach Spanien gebracht werden, wenn dort nach dem Franco-Regime demokratische Verhältnisse eingekehrt sein würden. Letztlich wurde das "Bild im Exil" erst 1981, zum hundertsten Geburtstag des Künstlers, nach Madrid zurückgebracht. Das großformatige Gemälde (350 x 777 cm) entstand 1937 als Protest gegen das brutale Bombardement der baskischen Stadt Guernica durch Kampfflieger der "Legion Condor". Dieser Truppenverband, der unter deutschem Oberfehl stand und die faschistischen Truppen Francos unterstützte, richtete am 26. April 1937 ein entsetzliches Blutbad unter der wehrlosen Zivilbevölkerung an. Wenige Tage danach begann Picasso mit seiner Arbeit an "Guernica", das auch auf der Pariser Weltausstellung im spanischen Pavillon gezeigt werden sollte. Am 4. Juni war es fertiggestellt und als es schließlich auf der Weltausstellung der Öffentlichkeit gezeigt wurde, erregte es die Gemüter wie kein anderes. Zum ersten Mal wurde ein Bild der modernen Malerei zu einer Art politischer Ikone, zu einem Aufruf zum Widerstand und zu einem Zeichen für die sinnlose Gewalt des Krieges und des Faschismus'. Picasso reagierte in einer modernen, kubistischen Bildsprache auf die historische Realität und Gewalt, er fand eine künstlerische Sprache für unsagbares Leid und eine unfaßbare Katastrophe. Durch seine symbolische Vieldeutigkeit wurde das Bild zu einem übergreifenden Zeichen für all die Kriegsleiden und Opfer, die das 20. Jahrhundert erleben mußte. Gogh, Vincent van Vincent van Gogh (geb. 30.3.1853 in Breda/Zundert, gest. 29.7.1890 in Auvers-sur-Oise), niederländischer Maler und Zeichner. (Selbstbildnis mit abgeschnittenem Ohr) Van Gogh, der einer Pastorenfamilie entstammte, absolvierte eine Kunsthändlerausbildung in Den Haag, London und Paris (1869-1875), studierte dann kurzzeitig Theologie und war von 1878-1880 Laienprediger bei den Bergarbeitern der Borinage. Um 1880 entstanden hier seine ersten Zeichnungen. Nach seinem Scheitern als Prediger und einem kurzeitigen Aufenthalt bei seinem Cousin in Den Haag, der ihn in die Technik der Aquarell- und Ölmalerei einführte, übersiedelte er 1886 zu seinem Bruder Theo nach Paris, wo er die Werke des Impressionismus und Neoimpressionismus kennenlernte, unter deren Einfluß seine Großstadtbilder, Landschaften und Porträts entstanden. Ab 1888 arbeitete van Gogh in Arles, zeitweise in einer produktiven Arbeitsgemeinschaft mit Paul Gauguin, und schuf farbenkräftige Landschaftsbilder und Interieurs mit oft pastosem Farbauftrag, die zu seinen bedeutendsten Werken zählen und später großen Einfluß auf die Moderne und den Expressionismus ausübten. Van Goghs Frühwerk ist gekennzeichnet durch Dastellungen des ärmlichen Lebens ("Die Kartoffelesser" 1885) und eine erdfarbene, dunkle Palette. Unter dem Einfluß des Impressionismus traten verstärkt ungemischte und helle Farben in den Vordergrund, die jedoch anders als bei den Impressionisten in eine dynamische und kräftige Linienführung einbezogen wurden. Die Kombination von formaler Dynamik und Eigenständigkeit der Farbflächen machte ihn neben Gaugin und Cézanne zu einem wichtigen Vorläufer der Moderne. Van Gogh siedelte 1889 aufgrund einer Nervenkrankheit nach St. Rémy über, 1890 begab er sich in die Pflege des Arztes Dr. Gachet. Nach einer letzten produktiven Phase nahm er sich schließlich das Leben. Neben seinen Hauptwerken "Die Zugbrücke" (1888), "Das Nachtcafé" (1888), "Sonnenblumen" (verschiedene Fassungen), "Sternennacht" (1889), "Krähen über dem Kornfeld" (1890) und verschiednen Porträts und Selbstporträts ("Selbstbildnis mit verbundenem Ohr", 1889) zählen seine zahlreichen Briefe (vor allem an den Bruder Theo) und seine theoretischen Schriften zur Farbenlehre zu den bedeutenden kunsttheoretischen Äußerungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Gogh: Sonnenblumen Kurzinfo Vincent van Gogh reiste im Jahre 1888 von Paris nach Arles in Südfrankreich, um sich dort verstärkt mit den Problemen von Licht und Farbe in seiner Malerei auseinanderzusetzen. Schon in seiner Pariser Zeit entstanden zahlreiche Blumenstücke, die er primär dazu nutzte, seinen Farbauftrag sowie die Wirkungen von Farbkontrasten und Pinseltechniken im Sinne einer ausdrucksstarken Komposition zu verbessern. Aber erst während seines Aufenthalts in Südfrankreich fand er zu seiner "Lieblingsblume" und damit zu seiner Lieblingsfarbe Gelb. Van Gogh selbst nannte seine Sonnenblumenbilder "Symphonien in Blau und Gelb", die Sonnenblume "die kleine Sonne". Es ging ihm nicht um die Darstellung oder Nachahmung von Sonnenblumen, sondern um eine ausdrucksstarke Bildsprache, die der Musik vergleichbar sein sollte. Eben deshalb malte er recht häufig sehr banale Bildgegenstände, da sie lediglich der Anlaß für malerische Experimente waren. Seine Malerei sollte nicht durch die Inhalte begeistern, sondern durch Formen und Farben, die Van Gogh mit einem Höchstmaß an Pastosität und Impulsivität einsetzte. Auch in seiner Farbenlehre betont er die eigenständige Bedeutung der Farbe, ihre je unterschiedliche expressive Kraft und ihre psychologischen Dimensionen. Auch van Goghs "Sonnenblumen" sind solche Synthesen von malerischer Formgebung und fast plastischer Eigenständigkeit. Das Chromgelb steigert er zu höchster Intensität, und die Dicke der Farben wirkt, als solle sie die Zweidimensionalität des Bildes durchbrechen. Auf diese Weise erreicht van Gogh jenen vitalen Ausdruck, der ihn zu einem Vorläufer des Expressionismus' machte und zu einem der "Väter der Moderne".